Holz ist klimatechnisch ein wahres Wundermittel. Nicht nur als Kohlendioxid-Speicher ist es unersetzlich. Auf vielen Schlüsselmärkten wie Bau, Textilien und Plastik werden Alternativen aus Holz immer wichtiger.
Ohne den Wald ist der Fortbestand der menschlichen Zivilisation auf der Erde nicht möglich. Wälder schützen und kultivieren 80 Prozent der Biodiversität an Land. Durch die Zerstörung von tropischem Regenwald sind allein zwischen 2015 und 2017 sage und schreibe 4,8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid mehr freigesetzt worden, was jährlichen Emissionen von 85 Millionen Autos (während ihrer gesamten Lebensdauer) entspricht. Weltweit sind 1,6 Milliarden Menschen unmittelbar von Wald und Holz abhängig. Der Wald sorgt für Nahrung, Wasser, Handel mit Holz und Arbeitsplätze.
Holz ist also offenbar nicht nur ein besonders geeigneter Kohlendioxid-Speicher, sondern lässt sich auch nachhaltig als Verpackung- und Baumaterial einsetzen.
Holzreste können beispielsweise in Papierform zu Nanocellulose verarbeitet werden, die mittlerweile erfolgreich als Ersatz für Plastik als Verpackungsmaterial vor allem in der Pharmazeutik und der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird. Der Vorteil von Nanocellulose: sie wirkt auch gegen die Ausbreitung von Mikroorganismen und ist leichter, gewichtsbeständig und heller als Plastik. Aus Papiermasse lässt sich auch Lignin gewinnen. Lignin dient als eine Art Zellkleber von vielen Pflanzen. Auf der Basis von Lignin werden jetzt Plastikalternativen entwickelt. Tannin ist ein weiterer Stoff, der sich aus Holz gewinnen lässt. Das auch als Gallusgerbsäure bekannte Material kann unter anderem zur Dämmung beim Hausbau eingesetzt werden.
Immer häufiger (und ökologisch effizienter) lässt sich Holz auch als Alternative für den Werkstoff Beton einsetzen. Hauptbestandteil von Beton ist Zement, der unter hohen Temperaturen und der Produktion von großen Mengen an Kohlendioxid (sieben Prozent des weltweiten Kohlendioxidausstoßes), gewonnen wird. Bei der Herstellung von Beton werden jährlich darüber hinaus bis zu 50 Milliarden Tonnen an Sand verarbeitet, was auch Sand mittlerweile zu einem knappen Gut macht. Nach aktuellen Untersuchungen ließe sich durch den intelligenten Einsatz von Holz beim Bauen zwischen 20 und 50 Prozent des weltweiten Kohlendioxidausstoßes vermeiden. Als robuster Baustoff kommt Holz weltweit beim Hausbau immer häufiger für Dächer und Wände zum Einsatz. In (mechanisch und chemisch) gepresster Form wird Holz ohnehin schon länger verwendet. In laminierter Form wird Holz immer interessanter, da dank neuester Entwicklungen Robustheitsgrade erreicht werden, die es zu einem ernsthaften Konkurrenten für Stahl und Beton machen.
Holz könnte schließlich auch Baumwolle, Nylon und Polyester ersetzen. Aber Baumwolle ist doch ein nachwachsender Rohstoff? Das schon, aber Baumwolle verschlingt in der Herstellung große Mengen an Wasser und bringt Chemikalien wie Pestizide mit ins Spiel. Stoffe, die auf Holzfasern aufbauen, verbrauchen dagegen deutlich weniger Wasser, weniger Chemie und nehmen weniger Platz für die Aufzucht in Anspruch. Nylon und Polyester, das dürfte klar sein, sind deswegen verzichtbar, weil sie auf Basis von fossilen Rohstoffen, in erster Linie Erdöl, hergestellt werden. Über einen chemischen und einen mechanischen Prozess kann Zellstoff aus Holz mittlerweile als Plastikersatz eingesetzt werden (ein spannendes Video hierzu:).
Zweifellos ist die Aussicht, Plastik und Baumwolle durch Holz zu ersetzen, verlockend. An beiden Stoffen hängen gigantische Industrien, die unseren Konsumwohlstand im 20. Jahrhundert prägten. Regenwälder für eine nachhaltigere Modeindustrie abzuholzen, ist allerdings keine erstrebenswerte Option. Wer über Alternativen zu Zement, Plastik, Nylon et cetera nachdenkt, sollte stets in Betracht ziehen, dass auf allen Prozessstufen keine fossilen Energien zum Einsatz kommen sollten. Möglicherweise wird schon bald (gerade als Ersatz für Baumwolle, Plastik und Nylon) in den kommenden Jahren ein Stoffe wie Hanf stärker in den Vordergrund rücken.