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Stranded Objects: Peak Oil und seine bittersüßen Konsequenzen

Wenn selbst Banken wie Goldman Sachs und die Investoren von Black Rock auf die Seite der erneuerbaren Energien springen, zeichnet sich eine Zeitenwende ab. Wir sitzen auf einer Kohlenstoff-Blase und müssen davon langsam, aber sicher herunter.

Was passiert, wenn wir die Ära der fossilen Brennstoffe Kohle, Öl und Erdgas früher beenden können, als die meisten Experten bislang angenommen haben? Dann könnten wir uns von zwei Gewissheiten verabschieden:

  1. Dass die Produktion und Nutzung des zurzeit in Unmengen produzierten Erdgases eine hervorragende Brückentechnologie auf dem Weg in die postfossile Zukunft der erneuerbaren Energien ist. Blickt man auf die CO2-Bilanz von Erdgas, das aktuell vor allem in den USA als Schiefergas in hohen Mengen und mittlerweile zu Discount-Preisen gefördert wird, ist die Rede von einer weniger schlimmen Übergangstechnologie schlicht falsch.
  2. Unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist eben nicht bis 2040 oder sogar darüber hinaus festgeschrieben. Auch in Deutschland ist der Kohleausstieg bereits vor 2038 möglich und machbar, was schon jetzt den Weg frei macht für eine entschlossene Transformation unseres Energiesystems in Richtung Erneuerbare mit dem Schwerpunkt auf Solar, Wind und Wasserstoff.

Erwartete Verluste durch das Ende von Gas und Oil zwischen 2015 und 2035 (inBillionen US-Dollar)

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) 2017
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) 2017

Weniger erfreulich ist definitiv, dass sich die Unternehmen der fossilen Industrie speziell in den USA seit längerer Zeit schon in finanzieller Schieflage befinden. Allein 2018 und 2019 sind in den USA 70 Unternehmen aus der Schiefergasindustrie pleite gegangen. Einige Unternehmen wie PG&E werden mittlerweile auf Ramschniveau gelistet.

 

Da jedoch nicht nur der Gaspreis, sondern auch der Ölmarkt abstürzt, beginnen auch große Akteure wie Shell, Chevron, BP, Repsol und Equinor zu schwächeln. Seit Wochen liegt der Ölpreis bei rund 50 US-Dollar pro Barrel – ein Konzern wie Shell braucht jedoch einen Preis von 65 US-Dollar pro Barrel, um Geld zu verdienen.

 

Die Produktion von Schiefergas geschieht nicht nur mit erheblichen ökologischen Risiken (Grundwasserverschmutzung, Erosionen), die aufwändige Produktion verschlingt Milliarden. Was geschieht, wenn der Ölpreis angesichts von Corona weiter unter 50, 40 oder aktuell unter 30 US-Dollar dümpelt und weitere Erdöl- und Erdgasunternehmen in die Knie gehen? Es wird zu Abschreibungen in Billionen-US-Dollar-Höhe kommen. Beobachter gehen davon aus, dass eine Kohlenstoffblase mit einer Überproduktion an klimaschädlichem Erdöl und Erdgas und Gerätschaften, die in absehbare Zeit durch Wind-, Sonne- und Wasserstoffproduktion ersetzt werden, entsteht, die der Finanzkrise von 2008 in nichts nachsteht.