Liebe Freundinnen und Freunde der Zukunft!
Ein Jahr der Entscheidungen geht zu Ende, in dem ein Viertel der Weltbevölkerung an die Wahlurnen pilgerte. Ist die Weltlage damit übersichtlicher geworden? Keinesfalls.
Hier im Stile eines Parforceritts unser Blick auf das Jahr 2025.
Ungeduld: Mehr oder weniger alle relevanten Regierungen der Welt flogen 2024 aufgrund der Post-Covid-Wut aus den Ämtern. Die neuen Regierungen (auch Trump) müssen liefern.
Niedrigere Inflation ermutigt die Zentralbanken, darunter die amerikanische Federal Reserve, die Zinsen weiter zu senken – und regt die Verbraucher zum Einkaufen an. Die meisten Nahrungsmittel werden 2025 billiger, da das Angebot anwächst. Es ist nicht ausgeschlossen, dass unter der Regierung Trump hohe Importzölle das Wachstum bremsen und die Inflation wieder anheizen werden.
Grüne Politik entwickelt im kommenden Jahr einen enormen Rohstoffhunger und treibt die weltweiten Metallpreise um 7,5 Prozent in die Höhe, wobei die Nachfrage nach allem von Autobatterien bis zu Kabeln – und damit von Kupfer bis zu Stahl – steigt. Wind- und Solarenergie werden ein Sechstel des gesamten Stroms liefern. Gujarat, der westlichste indische Bundesstaat, erhält einen riesigen Solarpark, der vier Prozent des Stroms für Indien liefern wird. Trump wird die Energiewende nicht stoppen: Texas wird sein erstes ans Netz angeschlossenes Geothermiekraftwerk erhalten. Globale Umweltziele kurbeln erfreulicherweise auch die Infrastrukturausgaben an. Die Bruttoanlageinvestitionen steigen 2025 auf fast 28 Billionen US-Dollar, ein Viertel des globalen BIP.
Bedenklich: Die Trump-Administration könnte die Ukraine zu einem Deal mit Putin drängen (während die neue US-Regierung in der Ukraine bei vielen Hoffnung weckt). Ansonsten wird Trump außenpolitische Zurückhaltung üben, wodurch sich das „Quartett of Chaos“ (Economist), Nordkorea, Iran, Russland und China, angespornt fühlen könnte, noch stärker in regionalen Konflikten zu zündeln.
Liefert KI endlich? Im kommenden Jahr wird rund eine Billion US-Dollar in Künstliche Intelligenz investiert, obwohl die Unternehmen bei der Nutzung der KI nach wie vor zurückhaltend sind. In den USA stiegen Unternehmensinvestitionen in KI 2024 um 16 Prozent, 2025 sollen es immerhin 30 Prozent sein.
Fazit: Die multipolare Weltordnung nimmt in prekärer Weise Gestalt an. Die Risiken auf Gebieten wie der Sicherheitspolitik, dem Klimawandel und der KI wachsen weiter (ist irgendwer auf eine mögliche weitere Pandemie vorbereitet?). 2025 wird Europa in dieser fragilen Weltlage seine Stellung neu justieren müssen. Isolation ist keine Lösung.
Wir wünschen Ihnen ein glückliches neues Jahr!
Bleiben Sie hellwach
Ihr
Eike Wenzel
Quellen: Our World in Data, Wallstreet Journal, Financial Times, Economist, Süddeutsche Zeitung, New York Times