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Play Golf and break the EU!

Die Europäische Union erlebt einen ihrer dunkelsten Momente. An Trumps Handelsdeal mit der EU ist alles politisch. Aber leider ist es auch Trumps politischer Ansatz, der sich durchsetzt. Und das bedeutet: Anarchie und Ende des regelbasierten Welthandels.

Der Dealmaker hat es wieder getan. Und der Zoll-Deal mit der EU, besiegelt am Rande einer Golfrunde, die Trump zur Bewerbung seiner schottischen Golfplätze nutzte, bringt wenig Ruhe und Planbarkeit für europäische Unternehmen.

Nach den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) sollten Länder grundsätzlich dieselben Zollsätze für andere WTO-Mitglieder anwenden. So wird es für Firmen einfach, ihre Produkte auf neuen Märkten zu verkaufen. Trumps willkürliche und womöglich bei ChatGPT gewürfelte Zölle für die EU, Japan und andere Handelspartner brechen mit dieser Praxis der WTO. Damit beendet Trump die regelbasierte Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte und wir finden uns auf einem globalen Basar wieder. Deregulierung nutzt vor allem Autokraten und den Feinden einer fairen Wirtschaftsordnung. Künftig werden Machthaber wie Trump willkürlich neue Deals über einzelne Produkte verlangen, um eine regelbasierte Ökonomie zu pulverisieren.

Derweil übt sich der Kanzler im Kottau vor dem Dealmaker im Weißen Haus: Mehr war nicht drin, beschied Merz kurz angebunden. Marktexperten sehen das anders. Sie empfehlen unter anderem konzertierte Gegenmaßnahmen mit Ländern wie Mexiko, Brasilien, Südkorea und Kanada, so beispielsweise Julian Hinz, Direktor Handelspolitik am Kieler Institut für Weltwirtschaft, gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Schreibt Chat-GPT die neue Weltwirtschaftsordnung?

Es ist eine neue Weltordnung der Altherren-Runden in plüschigen Hinterzimmern oder eben am Rande von Golfanlagen. Was sagt der Bundeskanzler dazu? Er begrüßt den Beschluss, es hätte schlimmer kommen können und arbeitet wohl schon einmal am eigenen Handicap. Trumps USA offenbart einen Dilettantismus, der einer Weltmacht unwürdig ist. Merkwürdigerweise hat Trumps Dreistigkeit wieder einmal gegenüber der EU gesiegt. Hier kommen Psychologien, respektive Sicherheitsaspekte ins Spiel. Ganz offensichtlich fürchtet sich die Vereinigten Staaten von Europa vor einem Abbau des Atomschutzschirms der Amerikaner.

Eigentlich braucht es Jahre, um Handelsabkommen substanziell zu verhandeln. Experten erklären, dass dabei jede Norm und jede Warengruppe durchgemustert werden muss. Vereinbarungen wie das Nordamerikanische Freihandelsabkommen sind Hunderte Seiten dick. Aber dafür fehlte Trump nicht nur die Geduld. Nachdem er seine Gegenzölle im April aussetzte, versprach er voller Hybris „90 Handelsdeals in 90 Tagen“. Die Realität erwies sich als etwas komplizierter. Trump geriet unter Druck. Schließlich musste er etwas vorweisen, das zumindest den Schein wahrte.

Märkte reagieren entspannt bis fatalistisch

Trumps primatenhafte Einschüchterungspolitik funktioniert. Am Montagmorgen herrschte an der Börse zunächst Erleichterung über den Zollbeschluss. Die Aktienkurse von BMW, VW, Mercedes, Daimler und Porsche stiegen um zwei bis fast 3,5 Prozent. Die Finanzmärkte reagieren nicht mehr so stark auf Trump, weil sie sich auf seine erratische Basar-Politik eingestellt haben.

Bei dem Golfplatz-Deal ging es jedoch nicht nur um Zölle. Hinzu kommen Kaufzusagen Europas in dreistelliger Milliardenhöhe für fossile Brennstoffe und Militärausrüstung. Das sind keine Verhandlungen, das sind Knebelverträge und Pflichtkäufe.

1. Trump-Zölle zielen auf EU-Klimapolitik:Und ganz nebenbei rütteln sie an der europäischen Klimapolitik, die nach wie vor so aufgestellt ist, dass sie das Schlimmste verhindern könnte. Doch während Trump sich im eigenen Land anschickt, Klimaforschung komplett zusammenzustreichen https://edition.cnn.com/2025/07/01/climate/trump-cuts-mauna-loa-keeling, wird das in Europa Klimaskeptikern ebenfalls Aufwind verschaffen. Auch in dieser Hinsicht ist der Golfplatz-Deal von weitreichender politischer Bedeutung.

2. Trump-Zölle verlängern Rezession:Was sind die längerfristigen Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft? Die Wirtschaftsleistung könnte angesichts der 15-prozentigen Zölle dauerhaft um 0,21 Prozent niedriger ausfallen, prognostiziert Lisandra Flach vom Münchner ifo-Institut. Das klingt vernachlässigenswert, ist aber eine ganze Menge: Die deutsche Wirtschaft ist in den vergangenen beiden Jahren geschrumpft. Für dieses Jahr erwarten Konjunkturforscher bisher ein Nullwachstum. Die industrielle Produktion könne um 1,5 Prozent schrumpfen, in einzelnen Branchen wie Pharma gar um vier Prozent.

Fazit„Play Golf and break the WTO“, das ist das Credo des Disruptors aus dem Weißen Haus. Langfristig droht durch die Wild-West-Handelspolitik eine Eskalation von Handelskonflikten und insgesamt höhere Zölle – eine Entwicklung, die insbesondere Exportnationen wie Deutschland empfindlich treffen würde.

In dieser deregulierten Globalisierung ist nichts mehr sicher. Was kommt als nächstes: vielleicht rudert Trump in einem Monat von den 15 Prozent zurück? Niemand weiß es.

Bleiben Sie hellwach!

Ihr

Eike Wenzel (www.zukunftpassiert.de)